Datenbank-Entwicklung

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Die Definierung von Tabellen für Ghettos des Holocaust

Im Rahmen meiner Arbeit mit dem Holocaust Geographies Collaborative und besonders Dr. Anne Knowles, haben wir uns mit der räumlich-geographischen Geschichte von Ghettos im von Deutschland besetzen Osteuropa im zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt. Die Aufgabe war es, Informationen aus dem zweiten Band der Enzyklopädie des United States Holocaust Memorial Museums zu Camps und Ghettos, 1933-1945: Ghettos im von Deutschland besetzten Osteuropa zu kartieren und zu analysieren. Wir entwickelten Definitionen von Datenfeldern und Richtlinien zur Interpretation von Historikern geschriebenen Enzyklopädie-Einträgen, die oft unvollständigen oder ambivalenten Informationen beruhen, um daraus Daten für die computergestützte Analyse zu gewinnen. Dies resultierte in Richtlinien zur Dateneingabe zu Tabellen von Basis-Attributen und physisch-räumlichen Charakteristika (nur auf Englisch).

Wir haben diese Tabellen und Richtlinien schrittweise und kollaborativ entwickelt, mit einem Prozess, der Phasen des Lesens, Interpretierens, Testens der Dateneingabe und gemeinschaftlicher Diskussion abwechselte, um die Endprodukte immer weiter zu verbessern. Wie unten in Phase I zu sehen, war dieser Prozess geleitet von fundamentalen Faktoren:

  • den Definitionen der Phänomene, die wir erforschen wollten, also hauptsächlich des Ghettos,
  • den Forschungsfragen fokussiert auf jüdische Erfahrungen und räumlich-geographische Charakteristika von Ghettos
  • den Quellen und die Arten der Informationen, die sie enthalten,
  • die von uns gewünschten Daten-Visualisierungen, hauptsächlich Landkarten und
  • den verfügbaren Ressourcen, wobei es sich hauptsächlich um die Zeit der Team-Mitglieder und die Finanzierung des Projekts handelte.

Dieser schrittweise Prozess formte dann wiederum, was wir wissen wollten und was wir für möglich hielten. Es ist schon überraschend, was kleingliedriges Lesen und historische Interpretation mit Daten als Resultat zu einem etablierten Thema enthüllen kann. Wir bemerkten bald, dass uns weniger das Ghetto selbst, sondern der Prozess der Ghettoisierung interessierte. Dies benötigte dann eine angepasste Definition unseres grundlegenden Begriffes, des Ghettos. Entgegen der populären Vorstellung von großen, ummauerten Ghettos präsentierte sich uns die Variation der Form von Ghettos als ihre zentrale Eigenheit: Ghettos konnten einzelne Gebäude, aber auch ganze Nachbarschaften sein, konnten keinerlei Umgrenzung, aber auch durchgängigen Stacheldraht haben, und konnten nur wenige Wochen, aber auch mehrere Jahre bestehen.

Das Ergebnis unserer Forschung war also nicht nur, was uns die Analyse der Daten geliefert hat, sondern auch die Konzepte und Begriffsdefinitionen, welche den Analyse-Ergebnissen zugrunde liegen. Wir haben einen Artikel zu beidem im International Journal for Humanities and Arts Computing veröffentlicht.